Eine gelbe Zeit – drei Wochen Besuch aus Emmaberg am KHG

»Welche Farbe würden wir unserer gemeinsamen Zeit hier am KHG geben?«

Diese Frage haben wir uns ganz am Ende des Besuchs der Gruppe aus Emmaberg beim gemeinsamen Aufnehmen einer KHG-fragt-nach-Podcastfolge gestellt – und in Zweiergruppen versucht, sie zu beantworten. Dabei der Konsens: gelb.
Es war eine gelbe Zeit. Denn gelb ist die Farbe der Sonne und die Sonne strahlt – so wie unsere Gruppe. Sie strahlt in uns hinein, in dunkle Themen und dunkle Zeiten und strahlt in die ganze Welt. Und gelb ist auch eine sehr fröhliche Farbe – denn genauso war unsere gemeinsame Zeit: fröhlich und in jede Dunkelheit hineinstrahlend.

Unsere gemeinsame Zeit, das waren drei wundervolle und intensive Wochen, in denen wir Besuch aus unserer Partnerschule Emmaberg (Tansania) bekamen. Nach monatelanger Organisation und Vorbereitung waren acht Schülerinnen und drei Lehrer*innen aus Emmaberg zu uns ans KHG gereist und haben hier gemeinsam mit uns gelebt, getanzt, gespielt, gelacht und über Kolonialismus und Gerechtigkeit gesprochen.

Angefangen und geendet hat alles am Flughafen München mit Umarmungen.
Zu Beginn ging es vom Flughafen aus für einige Tage in eine Jugendherberge, um uns gegenseitig besser kennenzulernen und letzte Details für die kommenden Wochen zu klären und vorzubereiten. Dort hatten wir neben viel Zeit zum Teambuilding und Spaß haben auch den ersten Workshop zum Thema Kolonialismus. Denn das war das Thema unserer Reise: Kolonialismus und Gerechtigkeit. Dementsprechend hat uns dieses Thema durch die drei Wochen begleitet und viel in uns bewegt. So haben wir beispielsweise eine Führung mit München Postkolonial gemacht, über Klimagerechtigkeit gesprochen, zu Widerstand gegen den deutschen Kolonialismus in Tansania recherchiert und viel diskutiert. Am Schluss haben wir das Gelernte und unsere Gedanken in kreativen Projekten festgehalten: in Kurzfilmen und einer Fotostory.

Neben dieser inhaltlichen Arbeit haben wir auch an einer Partnerschaftserklärung gearbeitet, unseren Gästen München, Gräfelfing und das KHG inklusive Unterricht gezeigt, Gottesdienste gefeiert, an Lagerfeuern gesungen, zusammen gekocht und gegessen und getanzt und gesungen und UNO gespielt. Und so wurden aus unseren Gästen im Laufe der Zeit gute Freund*innen.

Ein weiterer Höhepunkt dieser schönen, gelben Zeit war unser Partnerschaftsfest: Ganze elf Jahre Partnerschaft haben wir mit diesem Fest gefeiert. Unser zehnjähriges Jubiläum letztes Jahr hatten wir auf Grund von Corona leider nicht feiern können, doch jetzt hatten wir gemeinsam mit unseren tansanischen Freund*innen umso mehr Grund zum Feiern.

Auch das Fest war sehr gelb – was aber nicht nur an den gelben Emmaberg-Shirts lag, die wir alle trugen! Gemeinsam hatten wir ein sehr vielfältiges und buntes Programm zusammengestellt, wovon am schönsten für uns wohl das gemeinsame Singen und Tanzen auf der Bühne war. Daneben gab es eine Fashion Show, tansanisches und deutsches Essen, Zeit für Gespräche und Erzählungen aus elf Jahren Partnerschaft.

Und dann waren plötzlich die letzten Tage des Besuchs angebrochen und ehe wir es uns versahen, saßen wir auf der Wiese neben der Michaelskirche Lochham und haben unser Abschiedsfest gefeiert. Dieses Fest war ganz anders als das Partnerschaftsfest: Es gab kein festes Programm, wir lagen einander einfach in den Armen, haben uns Abschiedsgeschenke überreicht, waren gemeinsam traurig und haben uns gegenseitig die Tränen getrocknet.

Schließlich war der unvermeidbare Moment gekommen: Wir haben unsere Freund*innen wieder zum Flughafen München gebracht und mussten uns verabschieden, bevor sie zurück nach Tansania flogen. Wegflogen. So schrecklich weit weg.
Dort am Flughafen die letzten prägenden und intensiven Momente. Das lange Warten vorm Check-In. Das letzte Zustecken von mit Herzchen verzierten Abschiedsbriefen. Das Arm in Arm auf dem Flughafenboden Sitzen. Das gemeinsame Weinen, In-den-Armen-Liegen und Nicht-voneinander-weg-Wollen. Das immer wieder zueinander Rennen, wann immer die Warteschlange an der Sicherheitskontrolle eine Schleife in unsere Richtung machte. Letzte gemeinsame Fotos, das Austauschen von Kontaktdaten und dann das letzte Winken zum Abschied.

Doch wir, wir werden uns wiedersehen und diese gelbe Zeit nie vergessen, das haben wir uns ganz fest versprochen.

Clara Lynker und Maren Mitterer