Eindrücke aus Ilembula

Vorstellung

Anfang des Jahres hatte ich, Julia (22), die Möglichkeit nach Ilembula zu reisen, um dort für insgesamt sieben Wochen zu leben, eine neue Kultur kennenzulernen, neue Menschen zu treffen, …

Nach meinem Bachelorabschluss im letzten Jahr entschied ich mich dazu, mir ein Jahr „frei“ zu nehmen, um meinen persönlichen Horizont auf eine ganz neue Art und Weise zu erweitern. Daher kam auch meine Motivation eine längere Zeit in Afrika zu verbringen. Dank des Netzwerkes zwischen meiner ehemaligen Schule (Ernst-Mach-Gymnasium in Haar) und Schulen in Tansania, konnte ich jeweils zwei Wochen an den drei tansanischen Partnerschulen verbringen. Dort durfte ich in eine neue Welt mit anderer Kultur, Lebensweise und Lebensumständen eintauchen. Ich habe Menschen kennengelernt, deren Begegnungen mich nachhaltig geprägt haben. Ich konnte neue Sichtweisen auf Dinge gewinnen … Erfahrungen, die ich niemals mehr missen wollen würde.

Luduga Secondary School (09.01.2024 – 19.01.2024)

Mein Besuch in Tansania begann mit einem zweiwöchigen Aufenthalt an der Luduga Secondary School, die ich an meinem ersten Tag durch den Schulleiter Mr. Mgaya und den SchuPa Lehrer Mr. Munisi kennenlernen durfte. Eine Sache, die ich direkt als überwältigend empfand, war, dass die Lehrerinnen der Schule extra für mich gekocht haben und Lehrkräfte mit mir zusammen in dem Büro des Schulleiters gefrühstückt und zu Mittag gegessen haben. Durch diese gemeinsamen Mahlzeiten bot sich mir die Gelegenheit, viele direkte Gespräche zu führen und verschiedene Gerichte sowie ihre Zubereitung kennenzulernen.
Da meine erste Woche an der Luduga auch gleichzeitig die erste Woche des neuen Schuljahres war, stand alles unter dem Motto „Opening Exams“ und „New Reporting Students“. Zum einen bedeutete das für alle Schüler:innen der Form 2 bis 4, dass sie am Vormittag entweder in der (mit Hilfe von SchuPa finanzierten) Mehrzweckhalle Prüfungen in verschiedenen Fächern ablegen mussten oder in der Zwischenzeit lernen konnten, zum anderen bedeutete es aber auch: viele neue Form 1 Schüler:innen, die nach und nach für den Start an ihrer neuen Schule eintreffen werden. Durch diese besondere Woche hatte ich nur am Nachmittag die Gelegenheit mit den Schüler:innen während ihrer extra-curricularen Aktivitäten in Kontakt zu kommen, was mir vor allem durch das gemeinsame Gärtnern im SchuPa Garden ermöglicht wurde.

Luduga Secondary
Schülerversammlung der Mädchen der Luduga Secondary School in der SchuPa Mehrzweckhalle

SchuPa Schulgarten: Durch das neu beginnende Schuljahr und die Tatsache, dass über die Ferien quasi niemand an der Schule war, musste dieser erst einmal wieder auf Vordermann gebracht werden. So wurden alle nötigen Vorkehrungen getroffen, dass der Schulgarten jetzt zur Regenzeit bepflanzt werden kann. Die erste Ernte sollte in ein bis zwei Monaten eingeholt werden können. Ziel ist es, bis zur Trockenzeit mindestens drei Tage pro Woche kostenloses Gemüse für jeweils zwei Mahlzeiten anzubieten, mit der Möglichkeit, bei optimalem Ernteverlauf sogar täglich eine Gemüseversorgung sicherzustellen.

Luduga Secondary
Mittagessensausgabe vor der Küche

Biochar: Bereits vergangennes Jahr wurde damit begonnen, die Böden auf dem Schulgelände mit Pflanzenkohle (biochar) dauerhaft zu verbessern. Allerdings konnte letztlich nur eine kleine Fläche genutzt werden, da die bereits zu weit fortgeschrittene Trockenzeit die Bewässerung der Pflanzenkohle behinderte. Trotzdem konnten die mit Urin angereicherte Pflanzenkohle für den Innenhof und einen kleinen Bereich des Schulgartens eingesetzt und erste Erfolge verzeichnet werden.
Nun gilt es abzuwarten, ob der neue Versuch im Mai, zu Beginn der Trockenzeit, wenn laut SchuPa-Lehrer Goodluck Munisi noch genügend Wasserkapazitäten vorhanden sind, erfolgreich sein wird und somit die Möglichkeit besteht auch während der Trockenzeit den Schulgarten bewirtschaften zu können.
Da während meines Aufenthaltes noch kein Gemüse aus dem Schulgarten geerntet werden konnte, haben die Lehrerinnen jeden Mittag gekauftes Gemüse (meist Sukuma Wiki, ein grünes Gemüse, das Mangold bzw. Spinat ähnelt) in der Küche zubereitet und an die Schüler:innen gegen einen kleinen Betrag verkauft. Mit dem täglich eingenommenen Geld wurde dann neues Gemüse für die nächsten Tage gekauft.

Luduga Secondary

Conservation Area: Leider wurde das Gelände Ende letzten Jahres durch ein unkontrolliertes Feuer auf einem angrenzenden Feld in Mitleidenschaft gezogen; es befindet sich jetzt noch in der Regenerationsphase. In meiner zweiten Woche haben wir alle gemeinsam, Schüler:innen und Lehrkräfte, begonnen, neue Bäume zu pflanzen, um das Areal wieder in seiner gewohnten Vielfalt erstrahlen zu lassen. In der nächsten Zeit werden weiterhin neue Setzlinge gepflanzt und auch die Bienen, die durch das Feuer vertrieben wurden, werden sich in den wieder aufgebauten Bienenstöcken niederlassen, um ab Juni/Juli neuen Honig zu sammeln.
Um die Bevölkerung von Luduga weiterhin auf die große Bedeutung des Naturschutzprojektes aufmerksam zu machen, planen die SchuPa-Lehrer vor allem das große Elterntreffen nach den Osterferien zu nutzen, um durch Aufklärung eine Multiplikatorwirkung zu erzielen und so die Akzeptanz und auch die Wertschätzung des Projektes in der Bevölkerung zu erhöhen.

Charity Project: Im RCE-Verbund unterstützen die Lehrer:innen der Luduga Secondary gemeinsam mit denen der Ilembula Secondary „needy students“ der Ilembula Primary School: Sie kochen Essen für diese Schüler:innen, sammelen Geld für Hygieneartikel, nähen diese gemeinsam und überreichen sie den betreffenden Schülerinnen. Diese Aktivitäten des vergangenen Jahres werden auch im neuen Schuljahr umgesetzt.

Fazit: Im Allgemeinen hatte ich eine sehr schöne und beeindruckende Zeit an der Luduga Secondary School. In Erinnerung geblieben ist mir hier vor allem die Gemeinschaft bzw. der Zusammenhalt der Lehrkräfte, der es mir auch besonders einfach gemacht hat, gute zwischenmenschliche Kontakte zu knüpfen.

Thomas Nyimbo Secondary School (22.01.2024 – 02.02.2024)

Thomas Nyimbo Secondary
Gruppenfoto mit allen SchuPa Lehrer:innen der TNYSS

Der Abschied von der Luduga Secondary bedeutete für mich gleichzeitig einen Neuanfang an der Thomas Nyimbo Secondary (TNYSS), dem „Neuling“ im SchuPa/RCE Netzwerk. Gleich nach meiner Ankunft durfte ich Mr. Zachariah, den neuen RCE Lehrer, sowie den Schulleiter, Mr. Mfugale, kennenlernen. Durch einige Teamwechsel sortieren sich die Zuständigkeiten für SchuPa/RCE aktuell neu.
Eine Sache, die einem direkt auffällt, wenn man das Schulgelände der TNYSS besucht, sind die vorherrschenden prekären Verhältnisse an der Schule. Es gibt aktuell nur ein wirkliches Dormitory für die Schülerinnen der Form 1 und 2. Die restlichen Schüler:innen sind in Klassenzimmern untergebracht. Insgesamt schlafen immer mindestens 2 Schülerinnen bzw. Schüler zusammen auf einer Matraze. Auch die getrennten „Sanitärbereiche“ sind nur spärlich durch Bleche geschützte Bereiche.

Thomas Nyimbo Secondary
Klassenfoto mit den Schüler:innen die ich einen Tag lang begleiten durfte

Während meines zweiwöchigen Aufenthaltes an der TNYSS durfte ich vor allem eines erleben: aufgeschlossene, wissbegierige Schüler:innen.
Aufgrund des Schuljahresbeginns konnte ich an der LUDSS nur wenig vom wirklichen Schulalltag in Tansania mitbekommen, was sich an der TNYSS gleich zu Beginn änderte. Ich durfte einen ganzen Tag als „Oberstufenschülerin“ verbringen und so den Schulalltag in Tansania hautnah miterleben. Er ist ganz anders und daher eine spannende und neue Erfahrung. Intensiver durfte ich eine Schülerin kennenlernen, Jessica. Sie wird von SchuPa als „needy student“ unterstützt und hat dadurch die Möglichkeit, diese Schule zu besuchen. Sie war sehr aufgeschlossen und ich konnte schöne Gespräche mit ihr führen und vieles durch unseren Austausch lernen bzw. neue Sichtweisen auf Dinge bekommen.

Es gibt an der TNYSS einen Schulgarten, der jeweils mittwochs und samstags von Schüler:innen gemeinsam gepflegt wird. Aktuell versorgt der Garten die Schülerschaft ausschließlich während der Regenzeit und beginnenden Trockenzeit dreimal pro Woche mit Gemüse zu ihren Mahlzeiten. Projekte wie z.B. Biochar werden hier noch nicht durchgeführt, aber der zuständige Lehrer hat sich sehr dafür interessiert und sich dafür ausgesprochen, die LUDSS und ILESS zu besuchen, um zu sehen, wie es funktioniert. Mein Eindruck, nach den zwei Wochen ist positiv und ich glaube, dass dort das richtige Verständnis von Partnerschaft ankommt, vor allem unter den Lehrer:innen, die aktiv Teil von RCE/SchuPa sind.

Emmaberg Girls‘ Secondary School (27.01.2024):

Ich hatte das Glück, Emmaberg wenigstens für einen Tag kennen zu lernen. Für mich war es sehr spannend, diesen Eindruck zu bekommen, da sich Emmaberg als Privatschule natürlich sehr von den anderen drei Schulen unterscheidet. So bietet beispielsweise ein eigener Internetmast den Schülerinnen die Möglichkeit, den Computerraum für ihre Schularbeiten zu nutzen und so ihre Ausbildung positiv zu unterstützen. Ebenso konnte ich bewundern, wie durch die neu installierten Solarpaneele warmes Wasser für die Körperpflege zur Verfügung steht. Dies ist besonders wichtig, da es hier in den Wintermonaten oft Minusgrade hat.
Was ich sehr schön fand, war, dass ich die Schule durch die Augen der Schülerinnen erleben durfte. Es wurde nämlich organisiert, dass mich eine Schülerin, die bereits mit der Gruppe aus Emmaberg in München war, herumführte. Sie ist Vorsitzende der Gruppe Smart Emma, die von Schülerinnen in Eigeninitiative gegründet wurde, um sich für Nachhaltigkeitsthemen an der Schule zu engagieren. Insgesamt ist das Engagement und die Wissbegierde der Schülerinnen beeindruckend und auch in dieser Form an anderen Schulen nicht in diesem Ausmaß vorhanden. Es war ein sehr eindrucksvoller Besuch, bei dem ich sehr gut sehen konnte, was eine gute und langjährige Partnerschaft bewirken kann und vor allem, auf welch besondere Art und Weise sie den Horizont der Schülerinnen dort beeinflusst.

Emmaberg Secondary
Abschließendes Gruppenfoto mit einer Gruppe aktiver Schülerinnen

Ilembula Secondary School (05.02.2024 – 16.02.2024)

Ilembula Secondary
Empfang an der ILESS mit tansanischem Tanz und Gesang

Auf diese Zeit habe ich mich am meisten gefreut, weil ich wusste, dass hier die Fäden schon etwas weiter gesponnen sind und der Fortschritt der Partnerschaft an dieser Schule am tiefsten verankert ist. Mein Empfang war ein wahnsinniges Aufgebot, geprägt von tansanischen Liedern und Tänzen, die mich erstmal regelrecht verzauberten. Nach dieser eindrucksvollen Begrüßung folgte ein Rundgang über das gesamte Gelände der Ilembula Secondary (ILESS). Die ILESS ist die größte Schule im Netzwerk und auch die älteste. Im ersten Moment war ich von allem überwältigt, vor allem von der Tatsache, wie viel hier schon durch SchuPa und die fortschreitende Schulpartnerschaft geschaffen worden war; es gibt kaum ein Gebäude, das nicht durch oder mit Hilfe von SchuPa dort steht, wie es jetzt steht. Die Entwicklung der Partnerschaft, insbesondere durch die Beteiligung des Lehrers Paul Kyando an der ILESS ist beeindruckend. Es gibt einen Arbeitskreis von freiwilligen Schüler:innen, die sich für die Partnerschaft mit dem Ernst-Mach-Gymnasium interessieren. Paul Kyando engagiert sich mit den Schüler:innen regelmäßig im Kontext konkreter SchuPa-Projekte, die hier durchgeführt werden und pflegt so den intensiven Kontakt zwischen Schüler:innen aus Tansania und Deutschland.

Der Fortschritt der Partnerschaft lässt sich auch an den Projekten ablesen, die hier vorangetrieben werden:

Biochar Projekt: Das Areal befindet sich zwischen den Schlafgebäuden der Mächen und Jungs; es ist eben und weist eine Fläche von ca 2.000 qm; zukünftig soll es ganzjährig mit Hilfe von Tröpfchenbewässerung kultiviert werden. Neue vor Ort produzierte Pflanzenkohle liegt bereits bereit, um mit Urin angereichert zu werden, damit das Areal noch vergrößert werden kann. Es wird spannend sein zu sehen, inwieweit durch water harvesting im Einklang mit biochar in Zukunft ein ganzheitlich positiver Effekt erzielt werden kann.

Ilembula Secondary
Gemüseanbau im Obstgarten

SchuPa Schulgarten/Gemüse für die Schüler:innen: Insgesamt wird an der ILESS die weitaus größte Fläche (im Vergleich zu den anderen Partnerschulen) für den Anbau von Gemüse und Obst genutzt. Hier findet man eigentlich alle Pflanzen, die in Ilembula angebaut werden und hier auch gut gedeihen. Diese werden von Schüler:innen und Lehrkräften gemeinsam bewirtschaftet und gepflegt, um dann zur kostenfreien Schulverpflegung beizutragen. Für die im letzten Jahr erstmals bearbeitete Biochar Fläche wurden bereits neue Setzlinge vorbereitet, die fast schon zur Pflanzung bereit sind. Insgesamt habe ich den Eindruck gewonnen, dass hier sehr viel Wert darauf gelegt wird, dass den Schüler:innen Gemüse zu den Mahlzeiten kostenfrei zur Verfügung steht.

Conservation Area: Rund vier Hektar umfasst die ILESS-Conservation Area. Hier ist die Akzeptanz der umliegenden Nachbarn sehr groß und es gibt nicht das Problem wie an der LUDSS, dass die Bevölkerung erst über die Bedeutung des Projektes informiert werden muss. Es werden immer wieder neue Bäume gepflanzt und sobald das Gelände genügend Schatten und Ruheplätze bietet, werden auch hier, wie in Luduga, Bienenstöcke aufgestellt.

Fazit: Alles in allem hatte ich eine unglaublich schöne und vor allem intensive Zeit an der Ilembula Secondary, die mein Herz erfüllt hat und somit der perfekte Abschluss meiner Zeit in Tansania war.