Outgoing 2022 – eine Schüler:innen-Gruppe des EMG in Ilembula

Schule – mal ganz anders!

Am 25. Juli um 22.15 Uhr heben wir – Grete, Julia, Lioba, Korbinian, Saim sowie Christl und Edwin – gemeinsam mit unseren tansanischen Incoming-Gästen vom Münchner Flughafen ab. Nach Umstieg in Muscat/Oman und Zwischenstopp auf Sansibar landen wir einen Tag später um 14.30 Uhr am Julius Nyerere International Airport in Dar es Salaam.

Outgoing 2022
Ankunft in DAR
Outgoing 2022

Drei Shuttle-Fahrzeuge bringen uns zur Unterkunft Chibuba Airport Accommodation, wo wir überaus freundlich empfangen werden …. und es gibt sogar einen großen Swimming Pool – echter Luxus!


Am nächsten Morgen geht es mit dem Bus auf den Tanzam Highway (der Tansania mit Malawi, Sambia und der Demokratischen Republik Kongo verbindet) – wir staunen und tauschen uns über all die vielfältigen Eindrücke aus.


Gegen 17 Uhr begrüßen uns die ersten Wildtiere im Mikumi Nationalpark – unsere Lodge erreichen wir über eine „bumpy road“. Da ist die Erinnerung ans Theaterprojekt CONNECTED sehr nah – wir singen „Country Road“ mal ganz anders: „Bumpy road take me home to the place where I belong – Ilembula – Southern Highlands …“ und freuen uns über das leckere Essen und eine entspannte Nacht in der Mikumi Safari Lodge mitten im Savannenwald.

Unser Safari-Tag am 28. Juli ist einfach beeindruckend. Wir schauen, fragen, bewundern, staunen – und lernen! Schule – mal ganz anders. In beeindruckender Landschaft begegnen wir Löwen, Elefanten, Zebras, Giraffen, Antilopen, Gnus, Büffeln, Affen, Hippos, einer Python – aus sicherer Entfernung und doch ganz nah!

Dann geht es weiter durch Regen (!) und Sonnenschein Richtung Ilembula – die Berge hinauf, durchs Baobab Tal und zu den unzähligen, von der Witterung abgerundeten „Hinkelsteinen“, die die Landschaft prägen. Wir spielen, schlafen, erzählen, schauen, so vergeht die Zeit. Gegen Ende der langen Busfahrt sind wir dann doch alle ganz schön müde! Ankunft in Ilembula um 18 Uhr – unsere Köchin Asha erwartet uns schon und verwöhnt uns mit Kartoffelsuppe und selbst gebackenem Brot.

Wir richten uns in unserem „Zuhause“ ein, nehmen uns Zeit zum Ankommen: Wäschewaschen, Tagebuch schreiben, Schachspielen, Lesen – wir erkunden die Umgebung beim Spaziergang am Halali-River und im Ortszentrum von Ilembula. Wir reden und lachen und tauschen uns aus – wir lernen uns immer besser kennen. Schule – mal ganz anders!

ILEMBULA SECONDARY – Schule mal ganz anders! (1.-5. August)

Was wir sehen:

Anfängliche Schüchternheit, Unsicherheit, Lehrkräfte sind ständig am Filmen und Fotografieren, Schüler:innen werden als Arbeitskräfte eingebunden, Schulleiterin „bedient“ uns, Wäschewaschen, begeistertes Volleyball-Spielen, Schüler:innen gehen langsam aus sich heraus, riesiges Schulgelände mit Feldern zur Selbstversorgung, Lehrkräfte tanzen mit, Schüler:innen stehen beim Antworten auf, richtig gutes Fußballspiel, wie man Ugali zubereitet, Pflanzen werden von Hand bewässert, eigener Schlafplatz für Schüler:innen, trotzdem beengt, gute Stimmung im Jungs-Schlafgebäude, rosa Arbeitskleider für Mädchen, akrobatische Kunststücke (z.B. Rückwärtssalto)

Was wir hören:

Leises Sprechen, vieles klingt auswendig gelernt, eigene Meinung wird oft nicht offen ausgedrückt, Schüler:innen vermissen ihre Familie, Lehrerin macht im Unterricht Witze, Schüler:innen antworten im Chor, alle sind an weiterem Kontakt interessiert, Schüler:innen dürfen sich aussuchen, mit wem sie ein Zimmer teilen, abends ist es oft zu laut (zum Einschlafen).

Was uns positiv auffällt:

Besonders freundlicher Empfang, die T-Shirts (Gastgeschenk) passen, Zustand der Gebäude (v.a. Schlafgebäude), Kreativität (z.B. Dame-Spiel mit Flaschendeckel), Schuluniform sorgt für soziale Gleichheit, vier (improvisierte) Sportplätze für verschiedene Ballspiele, theatralisches Talent (humorvoller Umgang mit heiklen Themen zur Aufklärung), aktive Einbindung der EMG Schüler:innen, Eigeninitiative beim Spielen, ausgelassene Stimmung zwischen Schüler:innen der ILESS und LUDSS, fast alle können sehr gut zeichnen.

Was uns nachdenklich stimmt:

Offizielle „militärische“ Begrüßung am ersten Besuchstag, vieles wirkt inszeniert, Strafe für „love affairs“, Stockschläge werden gerechtfertigt, auffallend bevorzugte Behandlung der Gäste, Ugali (täglicher Maisbrei) als Lieblingsessen, unterschiedliches Verhalten von SchuPa und anderen Schüler:innen, besonders gute schulische Leistungen werden von der Lehrkraft mit Geld belohnt, Brillen sind offensichtlich ein rares Gut, allzu viel Danksagungen, Mädchen lernen mit vier Jahren das Kochen.

LUDUGA SECONDARY – Schule mal ganz anders! (8.-12. August)

Was wir sehen:

Schulleiter hat eigene Toilette, Lehrkräfte versorgen zwei Katzen, Selbsteinschätzung der Schüler:innen (im Hinblick auf Ergebnis der Abschlussprüfung) wird öffentlich ausgehängt, zahlreiche Bienenstöcke in der Conservation Area, Neubau des Boys‘ Dormitory kommt gut voran, Malereien an den Außenwänden der Klassenzimmer erklären Lerninhalte, Innenhof wird von Schüler:innen gefegt und von verschiedenen Schülergruppen gepflegt, Mittagessen in der Mehrzweckhalle, Hefte werden zum Abdichten der Fenster genutzt, anstrengendes Wasserpumpen, die 20l Eimer werden von den Schülerinnen auf dem Kopf getragen, Tafelbild oft nicht ganz sichtbar, Lehrkräfte lesen häufig aus dem Buch ab, Unterrichtsmethodik in allen Fächern sehr ähnlich, Lerninhalte wirken oft vereinfacht und oberflächlich, aktive Form IV Schüler:innen erhalten ein SchuPa-Zertifikat, zehn Schüler:innen teilen sich ein Buch, Klassen werden wegen Lehrermangel zusammengelegt.

Was wir hören:

Humorvolle Lehrkräfte, im Lehrerzimmer läuft in den Pausen das TV Gerät (Nachrichten, Sport etc.), einzelne Schüler:innen kommen von weit her (z.B. Dar es Salaam), überraschte Reaktion (dass es in Deutschland kein Brautgeld mehr gibt), Gender-Thematik im Unterricht, schwieriger Start für Form I (Eingewöhnung, Boarding School, Englisch als Unterrichtssprache), Schüler erzählt lehrreiche Geschichte beim Morgenappell (über den Wert von Bildung), Lehrkräfte sprechen z.T. sehr leise, häufiges Husten (Krankheit?), Dach knarzt, Fenster quietscht, Klasse sehr leise, häufiges Wiederholen derselben Antworten, Schulsong „Luduga“, Jungs werden in vielen Familien bevorzugt behandelt, Mädchen sind erwünscht (wegen späterer Mitgift).

Was uns positiv auffällt:

Meist sehr offene Schüler:innen, geräumiges (neues) Schlafgebäude für Mädchen, Fenster haben Vorhänge, man kann dem Unterricht (wegen Disziplin der Schüler:innen) gut folgen, Lehrkräfte geben sich Mühe den Unterricht interaktiv und interessant zu gestalten (z.B. Gruppenarbeit, ausgedruckte Bilder, Videos über Lehrer-Handy), keine Sprachbarriere (unkomplizierte Kommunikation), schwierige Themen (z.B. Bestrafung, Ernährung) werden von Schüler:innen aktiv angesprochen.

Was uns nachdenklich stimmt:

Vier Monate Schulschließung wegen Corona (keinerlei Unterricht möglich), fast jeden Tag Ugali (fester Maisbrei) mit Bohnen, sehr anstrengender Schulalltag (Aufstehen um 5 Uhr, morning studies, Reinigungsarbeiten, Frühstück um 10:15), Uji (flüssiger Maisbrei) schmeckt nach nichts, vieles klingt auswendig gelernt, bei richtiger Antwort wird dreimal geklatscht, bei falscher Antwort Bloßstellung (die Klasse ruft gemeinsam „No!“), es werden kaum Fragen gestellt (Schüchternheit, Angst?), Verkauf von Mandazi-Gebäck (soziale Unterschiede?), persönlicher Bezug und Ausdruck der eigenen Meinung werden im Unterricht nur selten ermöglicht, School Government hat besondere Rechte und Pflichten in der Organisation des Schulalltags (z.B. Reinigungsarbeiten), Lehrkräfte fragen häufig „Are we together?“ – Schüler:innen antworten „Yes!“

WIR HABEN ….

…. gelacht, beobachtet, gelernt, gespielt, ernste Gespräche geführt, getanzt, Wasser geschleppt, Erfahrungen ausgetauscht, gesungen, Sport gemacht, Pflanzen gegossen, gemeinsam gegessen, Fragen gestellt, gekocht, geredet, im Unterricht mitgemacht, Fragen beantwortet, Fotos gezeigt, unterrichtet, gestaunt, Fotos gemacht, erklärt, bewundert, erlebt, Erfahrungen gesammelt, entdeckt, gesehen, Spaß gehabt….

Wir haben Partnerschaft GELEBT!

In einer Partnerschaft ist man hilfsbereit, um Lösungen zu finden.
In einer Partnerschaft existieren Freundschaft und Verbundenheit.
In einer Partnerschaft kommuniziert man auf Augenhöhe, denn Gleichwertigkeit ist wichtig.
In einer Partnerschaft
!

Partnerschaft –
wir begegnen uns. Wir zeigen Aufgeschlossenheit. Sind offen.
Partnerschaft –
Sport verbindet, egal ob Netball oder Fußball.
Mit viel Enthusiasmus lernen wir Neues.
Partnerschaft –
Norden oder Süden – Glück und Freude hängen nicht von äußeren Umständen ab.

Gemeinsam in Freundschaften bleiben,
in Freundschaften Unterstützung bereiten
und Interesse durch Fragen zeigen.

In der Verbundenheit gemeinsam,
in der Nähe zusammen,
in der Symbiose gleichwertig,

in der Partnerschaft als „Wir“.

Wir sammeln Erfahrungen, mit Spaß und Spielen nähern wir uns an,
durch Gespräche erfahren wir mehr, mit einem Tanz verabschieden wir uns.
Wir haben Erfahrungen gesammelt.

Gedichte aller fünf Schüler:innen zum Thema PARTNERSCHAFT

Am 13. August nehmen wir Abschied von Ilembula und machen uns auf den Heimweg: Übernachtung in Mbeya, Inlandsflug nach Daressalam, „Ausklang“ in der Chibuba Airport Accommodation. Abflug um 4.30 Uhr – Ankunft in München am 15. August um 19 Uhr!

NACHWORT

Mein persönliches Highlight:

Witz des Safari-Guides, gemeinsames Netball-/Fußballspielen und Tanzen, privater Besuch der Partnerschüler:innen aus Ilembula, Mikumi Nationalpark, gemeinsames Essen mit den SchuPa-Schüler:innen

Mein persönliches „Downlight“:
übergriffiges Verhalten, Heimweh, ständiges Fotografieren und Filmen der Lehrkräfte (besonders beim Essen), Email-Adresse wird ohne Nachfragen weitergegeben, Schlafsaal der Jungs in der Thomas-Nyimbo-Secondary, langweilige Civics-Unterrichtsstunde, Malaria

Was ich mitnehme:
man kommt mit ganz wenig aus (z.B. Wasser, Kleidung), Offline-Zeit tut gut, einander zuhören, anderer Blick auf „Afrika“ (unterschiedlicher Lebensstil: nicht alle leben auf dem Land und sind arm!), neue Fähigkeiten (z.B. Wäsche per Hand waschen)

Wie es weitergeht:

AK SchuPa am EMG wird wiederbelebt, Hoffnung auf Incoming-Gruppe von der ILESS, dazu Planung von neuen kreativen Spendenaktionen, Kontakt mit SchuPa Schüler:innen der ILESS und LUDSS halten und ausbauen, verantwortliche Erwachsene (Lehrkräfte) müssen gefunden werden.

Outgoing 2022
Ein herzlicher Dank gebührt Wilhelm Mgaya (vor der Tür gemeinsam mit seiner Frau Angela bei Mgayas zu Hause), der als Schulleiter der Luduga Secondary und Direktor der RCE NGO unserem Partnerschaftsnetzwerk so wertvolle Impulse verleiht