Tansania-AG am KHG: Mehr als ein Jahr Workshops

Schon im Dezember 2019 hat unsere Workshop-Reihe mit der BtE Referentin Christina Pauls gestartet – und jetzt, weit mehr als ein Jahr später, sind wir noch immer nicht fertig mit all den Themen, die mit Rassismus, Kritischem Weißsein und Kolonialismus zu tun haben. Da ist noch so viel, was es zu wissen, zu erfahren, zu verstehen und zu diskutieren gibt, so viel, was uns noch beschäftigt und interessiert. Es war ein beeindruckendes Jahr, das uns alle bewegt und verändert hat.

Bild von Gesturing Towards Decolonial Futures (decolonialfutures.net)

Unsere Referentin hat mal das Bild des Tauchens verwendet für das Reden über solche Themen: je tiefer man taucht, desto schwieriger wird es. Diese Wasser der Erkenntnis sind tief. Es gibt so viel zu wissen, zu erfahren, so viel, worüber man erschrecken, sich aufregen und staunen kann. Manchmal waren und sind diese Wasser sogar so tief, dass man das Gefühl hat, nicht mehr zu wissen, wo oben und unten ist. Das ist ein beängstigendes Gefühl, aber auch ein befreiendes. Wenn man erkennt, dass man das Gegebene nicht als „so muss es immer bleiben“ hinnehmen muss. Wenn man merkt, wie viel in unserer Gesellschaft Konstrukt unserer Gedanken und Vorurteile ist oder wie verwurzelt wir doch alle eigentlich in diesem System sind, ja, auch in diesem strukturellen Rassismus.

Aber zugleich waren wir nie alleine mit diesen Themen, und das hat so viel Mut und Hoffnung gemacht. Zu wissen, dass wir nicht alleine mit all diesen Gedanken und Sorgen und Gefühlen sind, die daraus resultieren, zu wissen, dass wir nicht alleine vor diesen Aufgaben stehen, die sich daraus ergeben. Und Hoffnung darauf, dass eine gerechtere Welt möglich ist, wenn nur genügend Leute daran glauben und sich dafür einsetzen.

Inzwischen haben wir die Workshop Reihe offiziell abgeschlossen, arbeiten also nicht mehr inhaltlich weiter an den Themen – damit würden wir wohl nie fertig werden –, sondern versuchen die Inhalte nun weiterzutragen und umzusetzen. Dafür haben wir uns einen Leitfaden mit dem Tool „Heads Up“ erstellen: HEADS UP ist ein Akronym, das für sieben Denk- und Beziehungsmuster steht, welche wir ablegen wollen. So haben wir zu jedem Wort Beispiele gesammelt und was wir tun können, um diese Muster abzulegen – vor allem in Bezug auf unsere Partnerschaft mit Emmaberg. Das reicht von dem Weitertragen der Inhalte unserer Workshop-Reihe in die gesamte Tansania AG und die Schulfamilie über das Bild, das wir von unserer Partnerschaft nach außen hin zeichnen, bis hin zu Änderungen in unserem Sprachgebrauch.
All das besprechen wir weiterhin etwa einmal im Monat mit unserer Referentin Christina Pauls in unseren „Reflexionstreffen“, wo wir, wie der Name schon sagt, unsere Umsetzung der Themen reflektieren und koordinieren.

Es ist ein weiter Weg, auf den wir uns im Dezember 2019 begeben haben, weiter, als wir uns damals vorgestellt haben. Aber mit jedem Schritt lernen wir dazu, sehen, wie wichtig es ist, diesen Weg zu gehen, und machen unsere Welt ein klitzekleines Stückchen gerechter.
Maren Mitterer