“KHG fragt nach” Podcast mit Pfarrerin Ursula Kronenberg aus Ilembula

Für die sechste “KHG fragt nach” Podcastfolge im März 2022 haben Franziska und Ester aus der Tansania-AG des Kurt-Huber-Gymnasiums Pfarrerin Ursula Kronenberg interviewt, die in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts schon einmal für vier Jahre in Ilembula gelebt hat und die nun seit 2019 wieder für insgesamt sechs Jahre dort lebt und in der Süddiözese der evang.-luth. Kirche Tansanias als Pfarrerin und Gemeindeberaterin arbeitet. Auf dem Foto oben ist Ursula Kronenberg in der Mitte zu sehen, links von ihr steht der Bischof der Süddiözese der evang.-luth. Kirche in Tansania Dr. Fihavango, daneben links Ursulas Mann, der Chirurg Dr. Werner Kronenberg. Rechts von Ursula stehen Helga und Jochen Döring vom HA-ILE Verein. Das Foto entstand am Tag der Einweihung des neuen OP-Gebäudes im Krankenhaus Ilembula.

Ursula Kronenberg erzählt zum einen vom Leben in Tansania, von ihrer Arbeit, wie es für sie war, in Tansania anzukommen und welche Unterschiede sie zwischen den beiden Ländern sieht: 

„Was ein großer Unterschied ist: Auch in der Grundschule ist schon Ganztagsschule, also die Kinder kommen erst um 4, 5, teilweise auch um 6 nach Hause. Sie haben dann in der Schule natürlich auch ein Freizeitprogramm. … Wenn ich Kinder oder Jugendliche manchmal gefragt habe: Was würdest du gerne werden, dann wurde ich groß angeschaut. Das ist so – ich weiß gar nicht, wie ich das sagen soll. Also alle wünschen sich ganz arg in einen Beruf zu kommen. Das ist noch mal viel existenzieller als bei uns, habe ich den Eindruck. Es ist oft gar nicht so, dass man sich einen Beruf sucht, sondern dass der für einen gesucht wird. Also wenn du z.B. Medizin studieren möchtest, dann musst du in naturwissenschaftlichen Fächern schon besondere Noten vorweisen, um das überhaupt studieren zu können. Und du musst es dann bezahlen, der Berufswunsch hängt ganz arg am Geldbeutel.“

Zum anderen geht es auch darum, wie Ursula Kronenberg die Arbeit von Hilfsorganisationen und von Entwicklungshilfe in ihrer Umgebung beurteilt, wie es für sie ist als Weiße immer aufzufallen und um die brutale Kolonialzeit Deutschlands in Tansania:

„Ich finde es ganz spannend, die tansanische Geschichte anzuschauen und sie tatsächlich nicht als eine Geschichte der Täter und der Opfer zu sehen, sondern als eine Geschichte der Täter und derer, die sich revolutionär zusammengetan haben, um gegen die Deutschen damals zu kämpfen. In Iringa gibt es Häuptling Mkwawa, der damals den Aufstand gegen die Deutschen angeführt hat und lange Widerstand geleistet hat und jetzt in den letzten Jahren tatsächlich auch von der tansanischen Bevölkerung als DER Widerstandskämpfer gegen die Kolonialherrschaft gesehen wird. Es gibt ein Museum in Iringa und viele Stätten drum herum, die sein Leben zeigen.

Danke an Franziska und Ester und natürlich vor allem einen ganz herzlichen Dank an Ursula Kronenberg, dass sie sich die Zeit für dieses Interview genommen und unsere Fragen so offen beantwortet hat!