Mittwoch Abend in Emmaberg. Ein weiterer interessanter und entspannender Tag neigt sich dem Ende zu. Alles polepole, wie immer. Deswegen fiel es auch nicht weiter auf als Charly, Kathi und ich den Wecker nicht hörten und erstmal zu spät beim Frühstück auftauchten. Nachdem wir uns die Bäuche vollgeschlagen hatten, trafen wir uns alle gemeinsam mit den Schülerinnen der EMMA-Group in der Bibliothek zu einem Bibliolog über das Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg (Mt 20,1ff.). Im Bibliolog wird man eingeladen, in eine Bibelstelle einzutauchen, indem man aus der Sicht von z.B. bestimmten Personen formuliert, was diese denken bzw. empfinden. Dabei wurde deutlich, wie unterschiedlich die dargestellten Geschehnisse wahrgenommen wurden und wie unterschiedlich man darüber denken kann, was gerecht ist. Nach dem Bibliolog wurden die gemachten Erfahrungen ausgetauscht und auf eigene Lebenssituationen übertragen.
Unsere darauffolgenden Präsentationen liefen ohne Komplikationen ab. Wir erfuhren vieles über die zwei (sehr unterschiedlichen!) Länder in Bezug auf die soziale und politische Lage und Probleme sowie die verschiedenen Wege mit der Klimakrise umzugehen. Zu der Präsentation zum deutschen politischen System gab es viele Fragen, da dieses komplexe System nicht so leicht zu begreifen ist.
Ich glaube, ich spreche für alle, wenn ich sage, dass wir heute sehr erfreut waren, den Unterricht besuchen zu dürfen. Die meisten haben sich für den praktischen Bio-Unterricht entschieden. Ein bisschen enttäuscht waren wir, dass der praktische Teil in einer 9. Klasse: „In-einen-abgebrochenen-Spiegel-gucken-und-beschreiben-welche-Sinnesorgane-man-sieht“ beinhaltete. Begeistert hingegen waren wir von der Motivation und dem Interesse der Schülerinnen (vor allem wenn man bedenkt, dass es hier keine Mitarbeitsnoten gibt ;)). Dass wir uns wirklich glücklich schätzen können, was wir alles lernen dürfen und welche Möglichkeiten wir in Deutschland haben, war unser gemeinsamer Gedanke nach der Stunde.
Da ein Artikel aus Tansania kein richtiger ohne kleine Momentaufnahme ist, kommt meine jetzt 🙂 Viele von uns sitzen auf den Treppen des ein bisschen abgelegenen Hauses. Wir hoffen alle auf einen schönen Sonnenuntergang, da es gerade etwas windig und wolkig ist. Neben mir sitzt Emma, in ihrer Masaidecke eingewickelt, sie liest ein Buch (das wir jetzt übrigens zu unserem Vorlesebuch ernannt haben, weil es so gut ist). Ein Platz weiter befindet sich Maren, die eifrig ihr Reisetagebuch schreibt und gerade nach einem passenden Spruch sucht, der den heutigen Tag beschreibt. Jana schreibt auch fleißig, nachdem sie sich gedehnt hatte – so wie man Jana eben kennt :). Lis sitzt versteckt hinter unserer Sportskanone, ebenfalls vertieft ins Schreiben ihres Tagebuches. Von Nelly werden wir mit Gitarrenklängen verzaubert und Lea flicht Emma, die jetzt ein paar Plätze weitergerutscht ist, die Haare. Marianne besetzt den letzten Platz auf der Treppe. Vertieft in ihr Buch und in eine Daunenjacke eingepackt wirkt es fast, als sei es ein kühler Herbstabend in München. Alle zusammen philosophieren über die „Zuckerwatten“-Wolken und den unendlich weiten Himmel. Also alles beim Alten hier in Emmaberg.
Wir alle genießen die Zeit hier sehr – „entschleunigend“ trifft es sehr gut. Die Hälfte der Tage in Emmaberg ist schon vorbei! Unglaublich wie die Zeit vergeht. Und in 10 Tagen sind wir schon wieder zuhause. (Tessa Sieverts über Mittwoch den 14.08.19)