Wie könnte der neu gewonnene Kontakt zwischen uns und den Emmaberg-Mädchen besser gestärkt und gefestigt werden als durch einen gemeinsamen Ausflug? Genau das haben wir heute gemacht: Zusammen mit einigen Emmaberg-Mädels besuchten wir noch einmal Makambako mit seinem riesigen Markt. Bereits auf der Fahrt im Bus hat man gemerkt, dass uns allen das Reden miteinander nun schon viel leichter fällt und als wir uns dann gemeinsam durch das dichte Gedränge auf dem Markt gekämpft haben, fühlte es sich fast unvorstellbar an, dass wir erst seit vier Tagen in Emmaberg sind.
Zusammen haben wir Stoffe ausgesucht (für die nächsten Jahre ist wohl jeder von uns mit ausreichend Kleidern ausgestattet, inklusive welcher zum Wechseln…), wurden alten Freunden vorgestellt und haben gelernt, welches die beste Technik ist, um Bohnenstangen zu öffnen. Es war kaum zu übersehen, wie sehr die Mädchen unser Staunen über bis zur Decke aufgestapelte Berge an Bananen, Melonen und Orangen amüsierte und welche Freude es ihnen bereitete in unsere vom Geschmack neuer Früchte verwirrten Gesichter zu blicken – vielleicht war es hierbei hin und wieder ganz hilfreich, dass manche unserer Äußerungen nicht verstanden werden (Zitat Tessa: „Irgh…diese Frucht hier schmeckt, als sollte man sie lieber nicht essen…“).
Ganz wundervoll und absolut zum essen gemacht war das anschließende Breakfast (wieder als „Tea“ getarnt 😉) beim Dekan von Makambako, zu dem wir alle eingeladen waren. Während des Essens beantworteten wir viele Fragen, erzählten von Deutschland und unserer Reise und unterhielten uns mit den Emmaberg-Mädchen über den Bau der neuen Kirche nebenan.
Die größte Überraschung folgte aber noch: Der ehemalige Dekan von Makambako und zudem ein guter Freund der Familie Rückert wollte unbedingt unsere ganze Gruppe zum Mittagessen einladen. Wir versuchten wirklich ihn zu warnen und ihm klar zu machen, was es bedeutet, über 30 voll-essende Menschen in sein Wohnzimmer einzuladen, aber offensichtlich war es ihm überaus wichtig uns kennenzulernen und so fanden wir uns schließlich – gerade zwei Stunden nach unserem zweiten Breakfast – dicht gedrängt auf Wallace Lupenzas Couchen zum Mittagessen wieder. Aber der Aufwand hat sich gelohnt: Das Essen hat wunderbar geschmeckt und ein kleines Küken wurde durch unseren Besuch vor einem Tod in der Regenrinne gerettet!
Nach einem entspannten Nachmittag, an dem uns wieder genügend Zeit zur eigenen Gestaltung zur Verfügung stand, überraschte uns unsere liebe Freundin Rahel am Abend mit einer eigenen Ansprache in der allabendlichen Andacht.
Jeder Tag hier in Afrika birgt unendlich viel Stoff, den wir alle erst einmal verdauen müssen. Aber als sich heute Wallace Lupenzas Tür für uns geöffnet hat, war das nicht nur eine Einladung an uns, in sein Haus einzutreten, es war viel mehr eine Einladung in das einzutauchen, was Tansania wirklich ist. Einen kurzen Moment das Land und all seine Bräuche, Sitten und Verhaltensweisen spüren zu können. Damit meine ich nicht nur Gespräche, in denen sich über Politik ausgetauscht wird und das Verhalten der Tansanier uns gegenüber deutlich wird, ich meine damit auch das Verhalten der Menschen untereinander. Der Umgang in der Familie, mit Gästen, zwischen Männern und Frauen, Vätern und Töchtern. Obwohl wir dies alles nur aus der Beobachterposition mitbekommen haben, war es wahnsinnig intensiv, lehrreich, fremd und verblüffend (Stichwort „indirekte Kommunikation“).
Auf uns Europäer mag manchmal fremd wirken, unvorstellbar, was hier die Realität ist. Der völlig andere Umgang miteinander ist Teil einer Kultur, die sich – wie wir gemerkt haben – sehr von der Unsrigen unterscheidet. (Laetizia Laermann über Montag den 12.08.19)