Man nehme einen langen Flug nach Tansania, inklusive einer Zwischenlandung in Doha, die eigentlich nur zwei statt neun Stunden dauern sollte und in einem Hotel verbracht werden musste, in dem wir – nach Konfrontation mit 45 Grad Außentemperatur, 100 Prozent Luftfeuchtigkeit sowie einem dann wieder auf gefühlten 5 Grad runterklimatisieren Shuttelbus – auf maximal 4 Stunden Schlaf kamen, bevor uns der Muezzin zum morgendlichen Aufbruch mahnte. Nach der Landung in Daressalam und einem Fußweg quer über das Rollfeld mussten wir – wie ca. 300 andere Reisende auch – noch „nicht wenige“ Formalitäten erledigen, wobei Sitzgelegenheiten vermutlich nur hinderlich gewesen wären. Dann bestaunten wir mit großen Augen den faszinierend-chaotischen Verkehr in Daressalam bei unserer 2-stündigen Fahrt zum Hotel, in dem Fahrräder und Motorräder zum Beispiel Lasten auf dem Gepäckträger getürmt hatten, für die bei uns ein Kleintransporter von der Polizei aus dem Straßenverkehr gewunken worden wäre. Ein Meer an intensiven Farben, unterschiedlichen Gerüchen und Menschen. So begann unsere Reise zu unserer Partnerschule und man kann sich sicher vorstellen, wie überwältigt, aber auch müde und fertig wir waren, als wir am Abend ins Bett fielen.
Herzlicher Empfang schon in Daressalam
Es gab noch so viel mehr, was uns überwältigt hat: Am Flughafen in Daressalam wurden wir zum Beispiel von befreundeten Tansaniern sehr herzlich empfangen, die drei Stunden lang gewartet hatten, um auf alle Fälle rechtzeitig da zu sein (der chaotische Verkehr!). Sie begleiteten uns auch auf unserer weiteren Reise, die auch darum oft sehr heiter und lustig war.
Ins Landesinnere zum Ruaha Nationalpark und nach Ilembula
Die nächsten zwei Tage verbrachten wir damit mit einem gemieteten Bus ins Landesinnere zu fahren. Zunächst über für tansanische Verhältnisse richtig gute Straßen, vergleichbar unseren Landstraßen. Ab Iringa allerdings über nicht geteerte Straßen, die aus Wellblech zu bestehen schienen. Die abwechslungsreiche und schöne Landschaft – inklusive Giraffen, Impalas und Affen – machte das presslufthammergleiche Dauergeruckel aber mehr als wett. Einen Zwischenstopp machten wir, um den Ruaha-Nationalpark zu besichtigen. Wir waren begeistert, weil wir dort von Elefanten über Flusspferde bis zu Löwen wirklich alles sahen! Auf der weiteren Fahrt wurden die Straßen leider nicht besser, so dass wir für 300 km 11 Stunden bis zur Partnergemeinde meiner Großeltern brauchten. Dort wurden wir begeistert empfangen und hatten jeden Tag volles Programm, so waren wir z.B. bei einer Hochzeit dabei, erlebten viele (sehr lange) Gottesdienste, besuchten ein Spieleangebot für Kinder …
Wunderbarer Empfang in Emmaberg
In diesen erlebnisreichen und manchmal auch anstrengenden Wochen in Tansania konnte unseren Besuch in Emmaberg aber nichts toppen! Als wir ankamen standen schon alle Schülerinnen bereit, um uns zu begrüßen. Wir bekamen Blumensträuße, die Direktorin hielt eine Rede, wie glücklich alle seien, dass wir endlich Emmaberg besuchen würden, alle sangen gemeinsam die Nationalhymne Afrikas, Tansanias und die Schulhymne Emmabergs und natürlich mussten sowohl wir uns (auf Kiswahili!) als auch die Lehrer sich vorstellen.
Begegnungen, Erlebnisse und Freundschaften in Emmaberg
Ich lernte meine Brieffreundin Rahel, mit der ich seit vier Jahren schrieb, kennen. Ich freundete mich mit ihr und vielen anderen Schülerinnen an. Wir festigten den Kontakt zwischen unseren beiden Schulen, führten viele Gespräche, lernten uns besser kennen, sahen uns verschiedenen Unterricht an, spielten gemeinsam mit den Schülerinnen und Lehrern in der einen Stunde Freizeit Fußball und Volleyball auf dem Sportplatz (der eher ein Feld war), besuchten die täglichen Morgen- und Abendandachten, machten Interviews mit allen Patenschülerinnen, filmten einen Schulrundgang und wurden nebenbei mit Frühstück, Vormittagstee, Mittagessen, Nachmittagstee, Abendessen und Popcorn am späten Abend – worauf die Direktorin bestand, die es selbst machte – verwöhnt und gemästet. Kein Wunder, dass auf beiden Seiten sehr viele Tränen flossen, als wir mit einem selbstgeschriebenen Lied nach fünf Tagen verabschiedet wurden. Am Ende der Reise entspannten wir uns, was trotz der schönen Zeit sehr notwendig war, für drei Tage am Meer.
Prägende Erlebnisse in Tansania
Ich werde Tansania nie vergessen können. Auch wenn wir auf alles – bis auf den Gestank von Plastikmüll, der verbrennt, und den Verkehr in Daressalam – vorbereitet waren: die (extrem stinkenden) Stehklos, die Verkaufsstände an den Straßenrändern, die kleinen Kinder, die einem mit großen Augen hinterher schauen, die Hütten, ohne fließend Wasser und Strom, die harten Schicksale der Mädchen in Emmaberg; auch wenn wir auf all das vorbereitet waren, ist es etwas vollkommen anderes Filme und Fotos zu betrachten als wirklich dort zu sein und alles selbst zu sehen. Besonders Emmaberg hat mich sehr geprägt: Das Erlebnis, wie die Schülerinnen uns gegenüber immer offener und selbstbewusster wurden, mit ihnen zu reden, selbst hören zu können, wie es ihnen geht, wie ihre Situation ist, wie dankbar sie dafür sind, auf so eine, für tansanische Verhältnisse, gute Schule wie Emmaberg gehen zu können – wo wir, als wir von ihrem Tagesablauf hörten (4 Uhr Aufstehen,22:15 Schlafenszeit, nur eine Stunde Freizeit am Tag), fast umgefallen sind – und damit überglücklich sind. Abschließend kann ich einfach nur sagen, dass ich unbedingt so bald wie möglich wieder nach Tansania will!
Ester