Taking position

Das heißt: sich eine Meinung bilden, Stellung nehmen, Argumente finden, einander zuhören und die eigene Position reflektieren – eine Methode, die Perspektivenwechsel sichtbar macht. So haben sich die Teilnehmenden beim RCE Board Meeting am 7. Januar 2022 mit kritischen Fragen zu unseren PARTNERSCHAFTEN auseinandergesetzt und sich entlang einer imaginären Linie „aufgestellt“ – von „Ich stimme zu“ bis „Ich stimme nicht zu“. Drei Lehrkräfte der Ilembula und Luduga Secondary, die beiden Schulleiter:innen (die auch RCE- Chairwoman und -Sectretary sind) sowie Bryceson Mbiliinyi (RCE Director) nahmen an diesem besonderen Meinungsaustausch teil, angeleitet von Edwin Busl (SchuPa), der folgende (provokative) Aussagen zum gemeinsamen Nachdenken vorbereitet hatte:

  • Unsere Partnerschaft ist gekennzeichnet durch Ungleichheit.
  • In unserer Partnerschaft entscheiden ausschließlich die Geldgeber.
  • In unserer Partnerschaft tragen die „Empfänger“ dazu bei, die Ungleichheit zu vergrößern.
  • In unserer Partnerschaft ist es unmöglich für die Südpartner ein Projekt beim Nordpartner durchzuführen.
  • Weil wir, die Südpartner, unterstützt werden, stimmen wir auch sinnlosen Projekten zu.

Nach anfänglichem Zögern und einer gewissen Unsicherheit haben sich die Mitglieder des RCE Board auf die Methode eingelassen und wertvolle Beiträge zur Selbstreflexion eingebracht.

Auf diese Weise beschreitet SchuPa/RCE neue Wege, die herausfordernd aber zugleich notwendig sind für die Entwicklung zu mehr „echter“ Partnerschaftlichkeit.

So überraschte Edwin Busl einen Tag später auch die Vertreter:innen der Gemeinde Ilembula: die vier Village Leaders, den Ward Councillor („Bürgermeister“), den Ward Executive Officer (Regierungsangestellter) sowie Bryceson Mbilinyi (RCE) und Yezebel Mwilange (Schulleiterin Ilembula Secondary): statt passiv einer Rede zur Vorstellung der Möglichkeiten einer kommunalen Partnerschaft mit der Gemeinde Haar zuzuhören, wurden sie eingeladen aktiv an einem Gedankenexperiment teilzunehmen: Zwei Menschen, die sich nicht kennen, sitzen in einem Ruderboot mitten auf dem weiten Meer – was können sie tun?
Es wurde schnell klar: es geht ums Kennenlernen, Vertrauen aufbauen, Ideen austauschen, gemeinsame Stärken und Schwächen erkennen, Risiken wahrnehmen, die Chance des miteinander „Ruderns“ ergreifen – bei aller Unsicherheit und der Gefahr des Scheiterns. Auch hier war die anfängliche Skepsis der Teilnehmenden zu spüren, die sich dann aber zunehmend zu einer lebendigen Diskussion entwickelte – ein wichtiger Schritt, der dann bei einem weiteren Zoom-Meeting Anfang Februar mit den Vertreter:innen der Gemeinde Haar seine Fortsetzung finden soll. Gefahren und Risiken mitzudenken, gehört dabei zum sinnvollen Prozess der Partnerschaftsentwicklung genauso wie die gemeinsame Zielfindung.

KommuPa Treffen
Die Herausforderungen einer Partnerschaft – Vertreter:innen der Community Ilembula Ward diskutieren

Dies gilt natürlich auch für die Schulpartnerschaften genauso wie für die Beziehung der Partner NGOs SchuPa und RCE. „Taking position“ ist ein kein leichter Weg, es bedarf gemeinsamer Anstrengung und Ausdauer, um dem Ziel der „globalen Gerechtigkeit“ ein Stückchen näher zu kommen. Dabei müssen Denkmuster und Gewohnheiten überwunden werden, um mit der Möglichkeit des Verlernens neue zukunftsfähige Perspektiven zu entwickeln.