Begegnungsreise EMG/MSH 2019 – Outgoing Teil 2

11. August – Entspannter SONNTAG

Nach einem gemütlichen Frühstück mit leckeren Mandazi (eine Art Krapfen) geht es in die Kirche, wo wir den sonntäglichen Gottesdienst mitfeiern dürfen. Mit tollen, für uns völlig ungewohnten Tanz- und Gesangseinlagen preist die Gemeinde Gott, wobei sich manche aus unserer Reisegruppe (Kathi) kaum im Zaum halten können und zum Rhythmus der Gospel-Musik mitwippen.
Spontan entschließen sich Stanley und Paul (beide Lehrer an unserer Partnerschule), noch bis zum Mittagessen zu bleiben. Wir bringen ihnen das Würfelspiel „Kniffel“ bei. Innerhalb kurzer Zeit sind alle voller Anspannung dabei – die Freudenschreie, Anfeuerungen, aber auch Wutausbrüche konnte man wahrscheinlich in großem Umkreis hören.
Nachmittags sind einige von uns mit Stanley verabredet, der zu sich nach Hause eingeladen hat. Vorher schauen wir noch in Pauls Shop vorbei, wo es alles Mögliche zu Kaufen gibt. Die Busls sind derweil zu Besuch beim Altdekan Ngilangwa und seiner Familie.
Nach dem Abendessen besprechen wir den morgigen Workshop-Tag und diskutieren über verschiedene Möglichkeiten weiterer SchuPa-Aktivitäten an unseren beiden Haarer Secondary-Schools. Fortsetzung dieses Themas folgt bestimmt.

Süßes mit Früchten
Süßes mit Früchten

12. August – WORKSHOP II – Globales Lernen und Impro-Theater

Workshop der Outgoing- und Incominggruppe
Workshop der Outgoing- und Incominggruppe

Auch der zweite Workshop-Tag wird von unserer Gruppe organisiert und mit viel Engagement durchgeführt – leider sind uns die Pfannkuchen (Chapati) beim Frühstück mit den tansanischen Freunden ausgegangen.
Am Vormittag beschäftigen wir uns mit dem Thema Globales-Lernen: wir üben den „Perspektivenwechsel“ und veranschaulichen die globale Ungerechtigkeit beim „Weltspiel“, wo wir Einwohnerzahl, Einkommen und CO2 Ausstoß anteilig auf die sechs Kontinente einer flächentreuen Karte verteilen und analysieren.


Zum Mittagessen begrüßen wir die Eltern der tansanischen SchülerInnen, um uns kennenzulernen und wichtige Fragen zu klären. Die Jungs bekommen von Jofrey Haule (Lehrer der ILESS-Reisegruppe) eine praktische „Washing-Lesson“ und versprechen ihr neues Wissen auch zu Hause einzusetzen!


Bei den Impro-Theater Übungen und ersten „Szenen“ können wir die Vielfalt unserer Talente erproben und beim abschließenden Hip Hop und „Kuna Mapera“-Song spürt ein jeder, dass die Gruppe schon sehr gut zusammengewachsen ist. Entsprechend positiv fällt die Evaluation aus.
Netterweise lädt uns Faraja anschließend noch zu sich nach Hause ein. Der Rückweg führt uns zum Markt, wo wir mehr als 2 kg Erdnüsse zum Rösten kaufen.

13. August – ILESS Tag 2: Nani anapenda kula KARANGA?

Der zweite Tag an der ILESS beginnt mit einer Besichtigung der Verwaltungsräume, wo sich Schülerakten und andere Dokumente stapeln. Im „Strafraum“ (Büro des Chief Discipline Master Paul Kyando) wird uns erklärt, wofür und in welchem Maße den Schülern Schläge mit den sticks erteilt werden. Nach einer angeregten Diskussion über die Berechtigung von Prügelstrafe geht es dann zum Morning Tea mit Ei, Toast und den von uns heißgeliebten Karanga (Erdnüsse). Bei unseren Rundgängen halten wir auch verschiedene Mängel an den Schulgebäuden und -räumen in Bilder fest, da deren Sanierung das vorrangigste Interesse unserer Partnerschule ist.

Zu unserer Freude dürfen wir nach dem Chai zuschauen, wie Uji (Maistrinkbrei) und Karanga zubereitet werden. Gemeinsam mit den Tansaniern bewässern wir die Obstbäume des Schulgartens, die wegen der Trockenheit recht „müde“ aussehen. Dies wird allerdings aufgrund der Wasserknappheit und des „Wasser-Managements“ der Schule wohl nur eine einmalige Aktion bleiben. Eine Schülerin zeigt uns noch, wie sie ein T-Shirt gekonnt per Hand wäscht, bevor wir uns nach dem gemeinsamen Mittagessen  wieder auf den (Fuß-)Weg nach Ilembula machen.

14. August – ILESS Tag 3: Holzregal und Lehmziegel

Heute stehen an der ILESS handwerkliche Tätigkeiten auf dem Programm, während die Vertreter von SchuPa und RCE mit Schulleiter Mpogole ein ernsthaftes Gespräch zum Stand der Schulpartnerschaft führen. Gemeinsam mit dem Lehrer Develin wird das erste von (geplanten vier) Holzregalen zusammengebaut und im Raum der zukünftigen Bibliothek aufgestellt. Aus den „Resten“ basteln Sonja und Nils ein kreative Stadtmodell.

Trotz relativ kühler Temperaturen wagen einige von uns den „Sprung“ in die vorbereitete Lehmgrube (Nils‘ Sandkasten!) – das mit dem Herstellen der Lehmziegel ist gar nicht so einfach, der Spaß dabei allerdings riesig! Für die ILESS Schüler bedeutet das im Alltag allerdings „Strafarbeit“.


Am Abend verwöhnt uns Asifiwe Mbilinyi mit einem Dreigänge-Menü im gemeinsamen Haus der Familie und dank Edwins Erzählkunst erfahren wir eine Menge über Bryceson Mbilinyis interessantes Leben.

Einladung bei der Familie Mbilinyi
Einladung bei der Familie Mbilinyi

15. August – ILESS Tag 4: TEN „Let’s Talk English Now“

Überraschend zügig beginnen wir den Tag an der ILESS mit Frühstück und dem Besuch verschiedener Unterrichsstunden (Physik, Chemie, Kiswahili, Englisch, Geografie), die doch deutliche Unterschiede zu unserem deutschen Schulalltag zeigen: bauliche Mängel (z.B. keine Fenster), Klassenstärke (zum Teil 80-100 in einem Raum), Geräuschkulisse (nicht durch die SchülerInnen!) und pädagogisch-didaktische Vorgehensweise.

Ilembula Secondary School (ILESS)
Ilembula Secondary School (ILESS)

Anschließend werden die SchülerInnen aufgefordert, ihre Stühle nach draußen zu tragen, um an einer TEN Aktivität teilzunehmen. Zu unserem Erstaunen handelt es sich dabei um eine scheinbar improvisierte „Show“: Dankes-Lieder (durchaus problematisch im Sinne unserer Partnerschaft), belehrendes Theaterstück, Feuerspucker (auf ausgetrocknetem Boden mit viel Löschsand!) und kühne Akrobaten, Trommeln mit Gesang und Tanz. Wir bedanken uns mit „Kuna Mapera“. Zu Hause in Ilembula ist Wäsche, Fitness, Yoga, Spielen und Reflektieren angesagt.

16. August – INAUGURATION

Im Rahmen unserer Reisevorbereitung haben wir erfahren, dass man in Tansania lernt Geduld zu haben. Genau das dürfen wir heute erfahren: Gleich zwei Inaugurations und ein Schulbesuch stehen auf dem Programm. Inaugurations sind eine Art feierliche Versammlung zur Einweihung eines Gebäudes, in unserem Fall zunächst die Schulküche und Maismühle an der Ilembula Secondary, die 2018 von SchuPa finanziert wurden. In Anwesenheit des District Commissioners (ein „hohes Tier“ des Verwaltungsbezirks Wanging´ombe) werden so manche Dankesreden gehalten, aber auch von Seiten SchuPas ernsthafte Worte zum Thema „Projekte und Partnerschaft“gefunden. Im Anschluss wird mit allen (über 500) SchülerInnen die (inoffizielle) Nationalhymne von Tansania gesungen. Als Symbol für das Wachsen der gemeinsamen Partnerschaft pflanzen wir einen Avocado- und zwei Mangobäume.

Gleich nach einem hektischen (DC Kassinge hält nichts von „polepole“), für uns zweiten Frühstück, geht es weiter zur Wanginombe Secondary School. Auch hier werden – diesmal in der Assembly Hall (Sabine „darf“ mit auf dem Podest sitzen!) – viele Reden geschwungen. Im Mittelpunkt steht die Bitte des Schulleiters die Wasserversorgung zu verbessern. Sehr schön ist es im Anschluss (an unser drittes Frühstück!) den Chor der Schule singen zu hören: Über 1100 SchülerInnen haben sich versammelt, um uns zu begrüßen. Zu unserer Überraschung werden wir mit wunderschönen Korb-Taschen und Massai-Tüchern beschenkt.

Gegen 12 Uhr geht es weiter zu unserer letzten Station: Mayale. Tapfer hören wir uns 4 Stunden lang Reden und Danksagungen anlässlich des Baus eines Brunnens an, der durch HA-ILE (Verein der evangelischen Jesuskirche in Haar) finanziert wurde: jetzt sind wir „fit“ in Kiswahili! Tanz, Gesang und (allzu laute) Lautsprechermusik umrahmen die Feierlichkeit, die für das ganze Dorf ein besonderes Ereignis ist. Als Dank erhalten die HA-ILE Vertreter Gerlinde und Klaus Rückert nicht nur Honig (wie wir alle!), Kleiderstoff, Eier und eine Kiste Avocados, sondern auch zwei lebendige Hühner, eine Gans sowie eine etwas aufmüpfige Ziege, die sich partout nicht aufs Dach unseres Jeeps binden lassen will. Dafür staunen wir nicht schlecht, dass die Hühner bereits auf den Rücksitzen Platz genommen haben – wir nennen sie Jonny und Depp! Zuvor aber genießen wir noch ein leckeres Mittagessen (um 17 Uhr!) im liebevoll geschmückten Klassenzimmer der Primary School. Unsere Ziege darf in Mayale bleiben und wird zu Gunsten der Witwen verkauft.

17. August – PLANT FOR THE PLANET

Zum ersten Mal teilen wir heute unser Tansania-Team in zwei Gruppen auf – nicht weil wir uns nicht mehr mögen. Das auf keinen Fall! Aber unser Reisebus ist in der Werkstatt und wir benötigen einen geländetauglichen Jeep, der nur für die Hälfte unserer Gruppe Platz bietet. Die Einen bleiben also gemütlich zu Hause, gehen auf den Markt zum Einkaufen, waschen Wäsche, spielen Karten, lesen, sonnen sich und rösten (stundenlang) Karanga. Die Anderen machen sich auf den Weg über Igwachanya und Njombe hinauf ins Gebirge der Kipengere Range, wo sie nach holprig-lustiger Fahrt nach3 Stunden und 160 km in MAKANGARAWE ankommen – ein Bergdorf, das sich wunderbar als Rückzugsort von der lauten Welt eignet.

Gemeinsam mit dem Forstwirt Lazarus Mbilinyi geht es auf einem Feldweg weiter hinauf in die „Einsamkeit“. Nach einem Fußmarsch durch Weizenfelder und „Gestrüpp“ (das zum Teil wunderschöne Blüten hervorbringt) kommen wir ans Ziel und sind tief beeindruckt von der faszinierenden Landschaft: Uns gegenüber liegt das zukünftige Aufforstungsgebiet (in der Größe von 130 Fußballfeldern), das von SchuPa-Sponsoren für die Partner-NGO „RCE“ erworben wurde und nun dank zahlreicher Spenden und Ausgleichszahlungen für Flugreisen (besonders die durch SchuPa-Begegnungsreisen verursachten) bepflanzt werden soll. In der Regenzeit ab November geht es los! Und im nächsten Jahr sollen die Setzlinge aus der Dorf eigenen Tree Nursery (Baumschule) stammen: „Let’s plant the planet!“

Makangarawe: SchuPa-Aufforstungsflächen
Makangarawe: SchuPa-Aufforstungsflächen